


ARTE RE: EIN TEAM, EINE MISSION,
FÜNF WOCHEN IM ATLANTIK
Reportage | 30 Minuten
Für meinen neuen Film war ich über fünf Wochen an Bord der FS METEOR und habe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des SENCKENBERG Forschungsinstituts mit der Kamera begleitet. Eine Erfahrung fürs Leben - und mein erster Film für Arte.
In der Mitte des Atlantischen Ozeans auf engstem Raum mit rund 50 Menschen leben und arbeiten - wie geht das? Welche Herausforderungen muss das Team meistern? Ich habe mich besonders für die persönlichen Geschichten der Menschen an Bord interessiert und mich sehr über das Vertrauen gefreut, das mir entgegengebracht wurde. Die Arte Reportage begleitet spannende Tiefsee-Forschung und bringt uns Persönlichkeiten näher, die das Schiff prägen.



Geräte-Einsatz mitten in der Nacht an Bord der FS METEOR
Drei Uhr nachts mitten im Atlantik: Die FS METEOR ist von Dunkelheit umgeben – doch die 28 Wissenschaftler:innen an Bord sind hellwach. Alle Blicke sind auf den Bordkran gerichtet. Dieser zieht den „Boxcorer“, eine Art Greifer, aus fünf Kilometern Tiefe hoch. Der Wellengang lässt den Boxcorer an die Schiffswand krachen. Tiefseeforschung bedeutet schweren Geräteeinsatz: Stahl und Titan müssen dem hohen Druck am Meeresboden standhalten. Mit vollem Körpereinsatz hieven die Matrosen das Gerät an Deck. Doch die Box ist leer. Lange Gesichter, Anspannung. Fünf Wochen auf See, jeder Schiffstag kostet – also heißt es: neuer Versuch, bevor die Sonne aufgeht.

Fahrtleiter Dr. Torben Riehl
„Vermutlich sind über 90% der Tierarten in der Tiefsee noch gar nicht entdeckt“, sagt Meeresbiologe Dr. Torben Riehl vom SENCKENBERG Forschungsinstitut in Frankfurt am Main. Klimawandel, Überfischung, Ölbohrungen und Umweltverschmutzung gefährden diesen geheimnisvollen Lebensraum. Seine Mission drängt: Er will die Lebewesen untersuchen, bevor sie ausgestorben sind.
Zusammen mit einem internationalen Forschungsteam macht er sich auf den Weg zur sog. VEMA-Fracture Zone in der Mitte des Atlantischen Ozeans. Hier ist der Tiefseeboden noch kaum erforscht. Riehl hofft neue Tierarten und Lebensräume zu finden.
Der hohe Druck herrscht auch über dem Meeresspiegel – nämlich bei den Forschenden. Riehl muss zum ersten Mal die Rolle des Fahrtleiters übernehmen. Die gesamte Verantwortung für die Expedition liegt bei ihm. Nicht die einzige Premiere: Er ist erst vor Kurzem Vater geworden und war noch nie länger weg von dem Kleinen. Die Expedition stellt die junge Familie vor eine Herausforderung.

26.03.25, 19:00 Uhr
Cinéma Frankfurt am Main
02.04.25, 19:30 Uhr
Metrokino Kiel
Director's Cut auf dem
CINEMARE Meeresfilmfestival
14.05.25, 17:00 Uhr
Metrokino Kiel
GREEN SCREEN Naturfilmfestival
11.09.25, 18:00 Uhr
Stadthalle Eckernförde

VEMA Fracture Zone im Atlantik

Staub-Sammeln mit Wetterballon
Wie ist das Leben auf einem Forschungsschiff? Wie kommt das Team mit dem Wellengang klar? Wie ist der Tagesablauf? Vier Tage entfernt vom nächsten Hafen, isoliert inmitten des Atlantiks, muss man improvisieren können. Da werden auch mal Bodenproben kurzerhand beim Schiffsarzt geröntgt, um zu sehen, wie sich Kleinstlebewesen darin eingegraben haben.
Oder die beiden Geologen Dr. Mandy Zieger-Hofmann und Dr. Andreas Gärtner versuchen, mit einem Wetterballon an einer Hochseeangel Sahara-Staub zu sammeln. Was klingt wie Seemannsgarn, wird auf der FS METEOR Realität.

Die Tiefseekamera wird auf 5.000 Meter runtergelassen.

Das OFOS (Ocean Floor Observation System) wird über 5.000 Meter bis zum Meeresboden herabgelassen. Es dauert 1,5 Stunden, bis die Kamera am Grund ankommt. Die Live-Bilder werden über ein Glasfaserkabel zu den Forschenden an Bord übertragen. Torben Riehl und sein Team wollen das Rätsel der hohen Artenvielfalt am Meeresboden lösen und machen schon beim ersten Tauchgang eine spannende Entdeckung. Die Reportage zeigt die ersten Bilder, die es aus dem Forschungsgebiet gibt.
Volker Hartig arbeitet seit 25 Jahren auf der METEOR. Er kennt das Schiff so gut wie kein anderer. Geschwind streift er durch die Gänge des Maschinenraums, drückt hier einen Knopf, wischt dort einen Ölfleck weg, schreibt sich etwas in sein Notizbuch - den Blaumann immer weit aufgeknöpft. Hier unten herrschen Temperaturen um die 40 Grad.
Der leitende Ingenieur, sie nennen ihn "Chief", hält das Schiff mit seinem Team am Laufen. Er sagt "es wird kein anderes Schiff geben, zu dem ich jemals eine stärkere Bindung haben werde, als zur METEOR. Das ist etwas ganz Besonderes." Es ist eine der letzten Fahrten der METEOR, die bald außer Dienst gestellt wird.


Wie kocht man für 58 Personen, wenn alles schaukelt? Rainer Götze und Peter Wernitz versorgen die Besatzung mit 4 Mahlzeiten pro Tag. Die beiden sagen, dass sie die besten Köche im Umkreis von 1.000 Seemeilen sind. Viel Konkurrenz gibt es in der Mitte des Atlantiks - jenseits aller Handelsschiffsrouten - allerdings auch nicht.
Eine weitere prägende Persönlichkeit, die ich auf dem Schiff kennenlernen durfte, war Dr. Thomas Kuntz - Schiffsarzt der METEOR.
4 Tage entfernt vom nächsten Hafen kann kein Rettungswagen kommen. Deshalb hat Thomas eine eigene kleine Praxis an Bord - samt Apotheke und Röntgengerät. Thomas ist Notarzt und Chirurg und hätte im größten Notfall sogar ein abgesprecktes OP-Zimmer zur Verfügung. Bei mir musste er aber zum Glück nur leichte Seekrankheit behandeln.


Verleihung des NORTHERN LIGHTS AWARD auf dem CINEMARE Festival - Foto: Pat Scheidemann

Die Langfassung - der "Director's Cut" - lief auf dem Cinemare Meeresfilmfestival. Wir haben dort den Northern Light Award gewonnen und uns riesig über die liebevolle Begründung der Jury von Nicola Jones gefreut:
Manchmal begegnet uns ein Film, der nicht nur erzählt, sondern einlädt – zum Mitreisen, zum Miterleben, zum Mitfühlen. Der Dokumentarfilm von Moritz Boll tut genau das. Mit großer Warmherzigkeit und einem feinen Gespür für Zwischentöne bringt er uns seinen Protagonist*innen so nah, dass wir das Gefühl haben, mit ihnen an Bord zu sein – im Maschinenraum, am Labortisch, auf der Brücke oder in der Kombüse.
Der Film zeichnet ein ebenso lebendiges wie poetisches Porträt zweier Ökosysteme: dem der Tiefsee – und dem eines Forschungsschiffes. Dabei macht er keine Hierarchien auf. Jede Figur, ob Wissenschaftler*in, Schiffsarzt oder Crewmitglied, wird mit derselben Aufmerksamkeit und Würde behandelt. Und jeder einzelnen Person entlockt Moritz Boll, eine Geschichte – mal lustig, mal traurig, mal spannend.
Besonders beeindruckend ist, wie der Film kleine und große Ereignisse mit gleicher Intensität erzählt. Wenn der Schiffsarzt gemeinsam mit den Wissenschaftler*innen Sediment röntgt, um Spuren von Leben zu finden, oder wenn der Fahrtleiter sich um die Motivation seiner Mannschaft sorgt – wir fiebern mit und sind Teil dieser Welt.
Moritz Boll gelingt es, mit starken Bildern und liebevoller Genauigkeit einen Kosmos zu erschließen und uns mit auf die Reise zu nehmen. Für diese filmische Leistung und den zutiefst menschlichen Blick auf die Wissenschaft, den Zusammenhalt und das Meer zeichnen wir ihn mit dem Northern Lights Award aus.
Jurybegründung von Nicola Jones

Autor & Kamera
Schnitt
Produzent
Redaktion
Musik
Sprecher
Tonmischung
Colorist
Zusatz-Kamera
Voice Over
Techniksupport
Besonderen Dank
Moritz Boll
Moritz Boll & Fabius Zaman
Guido Holz, Timeline Film+TV
Natalia Bachmayer, arte/hr
Henning Neidhardt
Constantin v. Westphalen
Sebastian Struck
Paul Edgar Lendzian
Joshua Holz, Charlie Driver
Sarah Diener & Robert Warren
Merlin Slamanig, Patrick Knittler, Momme Jenzen
Merle Suhr, Björn Kurtenbach
dem gesamten Team von M205, v.a. Kapitän Rainer Hammacher